Wer als Tourist am Flughafen in Guate City ankommt, besteigt in der Regel ohne Umwege das nächste Shuttle nach Antigua. Zu groß erscheint die Gefahr, vom bösen Auge entdeckt und vernichtet zu werden. Aber wer sich an ein paar street-smart-Regeln hält, hat auch ohne Tarnkappe eine gute Chance, Mordor unversehrt zu durchqueren.

Denn tatsächlich, es lässt sich nicht verdrängen – die Kriminalitätsrate ist hoch, auch wenn sich die Gewalt nicht in erster Linie gegen Touristen wendet: vor jedem Geschäft und jedem Restaurant steht ein privater Sicherheitsmann mit einer Pumpgun im Arm, die Zeitungen sind gefüllt mit Berichten über Raub und Mord auf offener Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln und auch am Küchentisch ist Sicherheit immer mal wieder Thema. Dabei haben wir es gut: wir schlafen in einer abgesicherten Siedlung und haben immer einen Freund oder eine Freundin, die uns durch die Gegend fährt – ins Stadtzentrum, ins Restaurant oder ins nächste Einkaufszentrum. Wer über kein Auto verfügt, kann sich aber auch ein autorisiertes Taxi übers Telefon bestellen. Wenn man dann noch die HD-Video-Kamera und die Rolex zu Hause lässt, steht einem Ausflug in Guates Innenstadt (Zone 1) eigentlich nichts mehr im Wege. Sollte doch mal ein Motorradfahrer mit der Pistole an die Scheibe klopfen, immer freundlich bleiben und den Anweisungen des Fachpersonals Folge leisten. Wer sich für die Hintergründe der Abgründe Guatemalas interessiert, dem seien die Artikel von Korbach-Sven empfohlen, hier ein Link.

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Nosotros viajamos a xela

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Da wir in Bezug auf unsere Sprachperformance schon länger einen gewissen Fortschrittsdruck empfinden, stand schon vor unsere Abreise aus Deutschland fest: diesmal werden wir eine Spanisch-Schule besuchen. Unsere Reise ging ins kühle Hochland nach Xela, hier hatte schon unser lieber Freund Guido Spanisch gelernt und wie viele wissen, war es von Erfolg gekrönt. Am Morgen sollte uns eigentlich ein Shuttle direkt zum Hotel bringen, jedoch fanden sich laut Reiseagentur angeblich nicht genug Mitreisende, genaues weiß man nicht, jedenfalls ging es mit einem Privatauto zunächst zur Hauptstraße, hier sollte demnächst unser Bus vorbeikommen. Wir warteten gemeinsam mit unserem Fahrer auf dem Grünstreifen der Tankstelle und fragten uns, wie das wohl klappen wird, war doch keine Haltestelle zu sehen. Eine ganze Weile passierte gar nichts, dann, als unser Fahrer kurz abgelenkt war, sauste der Bus ungebremst an uns vorbei. Auch ohne Spanischkenntnisse verstanden wir sofort, was nun zu tun ist. Kaum waren die Türen unseres Jeeps zu, ging es mit quietschenden Reifen auf die zweispurige Piste, in Schlangenlinien mal links mal rechts an allen Autos vorbei, den voraus fahrenden Bus immer im Blick. Nach ungefähr 15 Kilometern need for speed waren wir nicht mehr abzuschütteln, Handzeichen, hupen, Lichtzeichen – und der vollbesetzte Bus hielt am Straßenrand an. Ein paar Scheine wechselten den Besitzer, dann konnten wir Platz nehmen, und eine glückliche Fügung nahm ihren Lauf. Denn wie sich nach kurzer Zeit herausstellte, war Klaus Sitznachbarin die Schwiegertochter der Besitzerin einer Spanischschule in Xela. Zwecks Besichtigung nahm sie uns auch sogleich im Taxi mit nach Hause – zwei Tage später nahmen wir bei ihr im Garten platz. Zwar hatten wir uns nach weitere Schulen angeschaut, einen Garten hatte aber keine und so schlugen wir unser Vokabelheft bei Cindys Familie auf.

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Ja, was soll ich sagen, wir waren fleißige Schüler, jeder wollte der beste sein. Nein ehrlich, wir haben uns wirklich angestrengt. Am Morgen gab es vier Stunden Einzelunterricht, dann Sprachübungen im live-setting mit Familienanschluss in der Mittagspause, am Nachmittag wurden auf der Stube Vokabeln gelernt und dann im Cafe Hausaufgaben gemacht.

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Neben einem vocabulario basico hat uns der Unterricht vor allem den Glauben eingepflanzt und die Ohren geöffnet, theoretisch vielleicht verstehen zu können, was das gegenüber sagt oder fragt. Statt einem schnellen „ich nicht sprechen Spanisch“ sind wir höflich, sagen unsere Namen, woher wir kommen, wohin wir wollen und wie lange wir noch bleiben. Auch Fragen nach unserem Familienstatus können wir beantworten, wieviele Brüder und Schwestern wir haben, ob sie verheiratet sind und wieviele ninjas und ninjos sie haben. Es war schön von euch zu erzählen.

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