Unseren ersten Blick auf den Fuji ergatterten wir auf unserer Fahrt mit dem Shinkansen. Den Fuji zu sehen ist ein Sieg für sich, da er sich meist ziert und hinter dicken Wolken versteckt. Und so waren wir doch ganz schön baff, als er da auf einmal so nebenbei im Zugfenster erschien und sich von seiner schönsten Seite zeigte.

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Unser Hotel lag im ziemlich angesagten Shibuya. Auf der Karte war das Viertel zentral gelegen. Wie wir aber ziemlich schnell feststellten, macht der Begriff „zentral“ für Tokio nicht so richtig Sinn, da es kein Zentrum gibt – wir haben jedenfalls keins gefunden. Stattdessen besteht die Stadt aus vielen Vierteln, die alle riesig sind. Und so wurde aus unserem ersten Spaziergang gleich mal eine Wanderung. Dabei waren wir zunächst überrascht zu sehen, dass die Stadt zum größten Teil nicht aus Hochhäusern sondern aus kleinen zweistöckigen Ein- und Zweifamilienhäusern gebaut ist. Den Grund dafür erlebten wir hautnah, denn Tokio ist Erdbebengebiet an vorderster Front. Die ersten zwei Tage sprachen wir gar nicht darüber, obwohl wir beide immer wieder kleine Erschütterungen spürten. Unterbewusst dachten wir: ein dicker LKW fährt vorbei, oder die U-Bahn oder irgendwas. Dass es Erdbeben waren, wurde uns am Morgen des dritten Tages bewusst, als uns ein stärkeres Beben in unserem Hotelzimmer „shakte“ und die Kleiderbügel im Schrank klapperten. An diesem Morgen bereuten wir, an der Rezeption nach dem obersten, dem 10. Stockwerk, gefragt zu haben. Der Blick über die Stadt war toll, ruhig wars auch, aber rückblickend … nun ja.

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Als erstes ließ sich Klaus seinen Führerschein beim japanischen Automobilclub übersetzten, da dies die Voraussetzung für einen Mietwagen ist. Das klappte gut, trotzdem war der Tag damit eigentlich schon fast vorbei, da wir die meiste Zeit in der Metro saßen, zusammen mit vielen sehr schläfrigen Menschen in schwarzen Anzügen (hierzu eine kleine aber feine Literaturempfehlung).

Unser erster großer Ausflug führte uns über die lange Rainbowbridge zur künstlich angelegte Shopping- und Museumsinsel Shibaura-Pier. Hier gibt’s einen ziemlich großen Sandstrand und einen riesigen Roboter, beides sehenswert.

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Das Viertel Akihabara stand als nächstes auf unserer Liste. Es ist für seine Nerd-Kultur bekannt, für seine ohrenbetäubend lauten Spielhallen, schrägen Cosplay-Restaurants und riesigen Elektronikfachmärkte. Wobei „schräg“ eigentlich nicht das richtige Wort ist. Da dieser Blog aber nur jugendfreie Inhalte bereit hält, machen wir hier mal einen Punkt.

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Erdbeben hin oder her, natürlich durfte der Besuch des Skytrees nicht fehlen, seines Zeichens der höchste Fernsehturm der Welt.

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Am letzten Abend wollten wir endlich mal wieder laute elektronische Musik hören. Dafür gingen wir in den Dommune Club, einen winzigen Schuppen, der all seine Veranstaltungen live ins Internet streamt. Auf dem Programm stand ein kleiner Workshop zu analoger elektronischer Musik – mit Interviews (wir verstanden natürlich kein Wort), einem Plattenrelease, mehreren sehr interessanten Livegigs (alle Töne wurden von der Pike auf erzeugt!) und der Uraufführung eines kleinen Tanzfilms.

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Wir ließen uns einige Gin-Tonics schmecken, schwangen das Tanzbein und kauften uns ein signiertes Album der Künstlerin. Vollends zufrieden wollten wir uns zu fortgeschrittener Stunde auf den Heimweg machen, als wir feststellen mussten: Aus irgendeinem Grund gibt es im großen, modernen Tokio nachts keinen öffentlichen Nahverkehr, auch nicht an den Wochenenden. Daher fangen alle Veranstaltungen ziemlich früh an und beenden ihren Hauptpart pünktlich vor Abfahrt der letzten Bahn. Wir verspielten diesen Moment gründlich und kamen so in den Genuss einer eleganten, aber ziemlich kostspieligen Taxifahrt durch das leere Tokio.