Ein Zeltlein steht im Walde, ganz still und stumm. Die Bewohner haben fünf Bekleidungsschichten vom Globetrotter um.

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Mount Everest, Basislager I
Einheimische in T-Shirts und kurzen Shorts im Hintergrund (nicht sichtbar)

Is it already snowing? Das war die schmunzelnde Begrüßung der Kellnerin in unserem Lieblings-family-restaurant an der Durchgangsstraße von Bulington nach Shelburne. Hier haben wir uns nicht nur vor unserer ersten Wanderung mit Bratkartoffeln und pancakes gestärkt. Denn der Tip unseres Campingplatz-Besitzers an diesem Morgen lautete: Walk the Alan-hill-trail – at the beginning of the steep climb, most of the people stop, after that you will be on your own. Genau das richtige für uns, dachten wir, und so machten wir uns auf den Weg – zunächst die Schnellstraße entlang. Fußwege sucht man an dieser Stelle vergebens, überhaupt waren wir mal wieder die einzigen freien Geister weit und breit, die ohne Auto unterwegs waren. Wir gingen im warmen Sonnenschein, vorbei an riesigen Anwesen mit breiten kurz gemähten grünen Vorgärten (das folgende Bild ist eine Ausnahme).

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Am See angekommen ging es auf einen zum größten Teil naturbelassenen Trampelpfad, auf dem wir sowohl vor als auch nach dem angekündigten Aufstieg ganz für uns alleine waren – einfach wundervoll.

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Zurück auf dem Zeltplatz erwartete uns ein sternenklarer Himmel. Was das bedeutete wußten wir spätestens dann, als der Zeltplatz-Besitzer mit seinem Pick-up im Kreis fuhr, um allen Campern Feuerholz anzubieten – und wir ablehnten und er verständnislos mit dem Kopf schüttelte. Tatsächlich kühlte es mit dem Verschwinden des letzten Sonnenstrahls ziemlich schnell ab – und so kamen wir zu unserem ersten Kinoabend im Zelt. In dieser Nacht hatten sicher selbst die Vermonter einen Pullover an – Tiefsttemperatur 3 Grad über Null. Da weiß man den wärmenden Zeltpartner in der Nacht und die heiße Dusche am Morgen zu schätzen.

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In der nächsten Nacht erwartete uns eine Herausforderung der dritten Art. Während unseres bewährten Kino-Abends im Zelt hörten wir seltsame Geräusche – waren das nicht unsere leeren Bierdosen vom Abendessen, die da ganz in der Nähe klapperten? Klaus ging wagemutig voran. Ritsch, ratsch, das Zelt war auf, vielleicht etwas geräuschvoller als sonst, und … der Kampf gegen den Schwarzbären begann. Nun gut, das ist jetzt etwas dramatisiert dargestellt – bis wir das Zelt offen hatten, war kein Tier mehr zu sehen, aber der Weg zum Mülleimer war angesichts der Kälte sicher hart 🙂

Das es sich um eine kleinen Schwarzbären gehandelt haben musste, erfuhren wir von unseren Zeltnachbarn – ein nettes Pärchen auf der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen – nicht die einzigen hier, wie wir nach und nach erfuhren. Wer in den USA arbeitslos wird ist auch schnell wohnungslos.