Unsere Weiterreise nach Vang Vieng verlief anders als gedacht. In der Regel hat man die Wahl zwischen einem privaten Minibus, den man sich mit anderen Touristen teilt und dem normalen öffentlichen Bus. Wir entschieden uns meist für den öffentlichen Bus, weil es einfach interessanter ist und man auch mehr Platz hat. Vor der Abreise erkundigten wir uns noch: „Big Bus? Aircondition?“ – die Antwort war wie immer: „Yes!“, also, alles klar, wie auf dem Ticket vermerkt. Das Ende vom Lied, ihr könnt es euch schon denken: Da sich nur zwölf Reisende einfanden – und das nur zwei Personen mehr sind, als in einen Minibus passen – fuhren wir alle mit dem Minibus. Das Gute an der Sache, wenn man so Knie über Knie zusammensitzt: man kommt schnell in Gespräch. Zumal wenn man die einzigen beiden Ausländer ist, äh sind, oder so, ist ja auch egal. Wir kamen in den Genuss der ausführlichen Fotoreportage der lokalen Traumhochzeit vom Wochenende und zur Erinnerung wurde uns stolz eines der beeindruckenden Fotos zugesteckt. Nach ungefähr drei Kilometern hielten wir auf Drängen der Mitreisenden zum ersten mal in einem kleinen Dorf und wir wurden mit Bonbons und Limonade beschenkt und später sogar zum Mittagessen eingeladen. Toll. Wer hätte das gedacht, als unser Gepäck an diesem regnerischen Tag unter unseren kritischen Blicken auf dem Dach des Minibusses verschnürt wurde.

In Vang Vieng angekommen wurde für uns noch ein TukTuk organisiert und der Preis ausgehandelt. Wir verabschiedeten uns noch herzlich von unseren wunderbaren Mitreisenden, drehten uns um und waren: in Mallorca. Hier ist das passiert, was man keinem Ort wünscht: betrunkene, halb nackte, gröhlende Ausländer haben eine Schneise der kulturellen Verwüstung hinterlassen. Der Auslöser: irgendwer hat sich überlegt, dass es lustig wäre, in aufgepumpten Autoreifen den Fluss runter zu fahren und alle 50 Meter an einer Schnappsstation halt zu machen. Das fanden auch viele Südostasien-Reisende und so wurde aus dem ländlichen Dorf Vang Vieng eine Party-Hochburg – ausgerechnet im zurückhaltenden Laos, wo Frau und Mann niemals Hand in Hand gehen und die traditionellen knielangen Röcke für die Dame bis letztes Jahr noch Pflicht waren. Fazit: viele tote ertrunkene betrunkene Flussreisende, gekränkte Laoten und ein neues Wort für Touristen: Vogeldreck.

Inzwischen wurden die ersten Konsequenzen gezogen – das Tubing darf nur noch von einem Veranstalter angeboten werden und das auch erst ab Mittag, was dazu führte, das sich die lautstarken Rückkehrer jetzt nahtloser in die abendliche Dosenstecher-Gemeinde einfügen. Somit war zumindest tagsüber Ruhe. Doch wir hatten den Eindruck – würde man die Laoten fragen, sie würden sich nichts mehr wünschen als die Uhr zurück zu drehen.

Wir konnten unsere Zeit trotzdem genießen, nicht zuletzt auf dem Balkon unseres Hotels mit Blick auf den Fluß und die Berge. Wir sahen beides in jedem Licht, mal in allen Blaus dieser Welt, mal neblig grün.

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Blick vom Balkon

Unser Highlight war eine Fahrt mit dem Heißluftballon. Die Fahrt startete Morgens um 5:30Uhr. Die chinesische Crew war ausgesprochen unaufgeregt – ohne das ein Wort fiel, wurden zwei Ballone angefeuert, wir stiegen in den Korb und los gings. Zunächst gleiteten wir im Tiefflug über die Stadt und dann in luftiger Höhe in die entgegengesetzte Richtung immer den Fluss entlang. Etwas mulmig war uns schon, aber der Pilot schien sein Handwerk zu verstehen und viel zu erklären gab es eh nicht. Und siehe da: die Schönheit Vang Viengs liegt nicht unterm Tresen sondern in stiller luftiger Höhe – aber seht selbst:

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Am nächsten Tag mieteten wir uns einen Motorroller und erkundeten die Gegend. Die üblichen Höhlen und Wasserfälle ließen wir aus, da wir nicht mehr die nötige Begeisterung aufbringen konnten (wow, ein fast so schöner Wasserfall wie in Neuseeland/ irre, der Tempel ist ja fast so toll wie die in Kambodia). Stattdessen fuhren wir eine riesige Runde um eine Bergkette herum, die wir am Vortag vom Heißluftballon aus erspäht und festgelegt hatten. Wir fuhren durch „wirkliche“ Dörfer, sahen den spielenden Kindern beim Kühe ärgern zu und fuhren auf unbefestigten Straßen Rennen gegen die dicken Lastwagen vom örtlichen Steinbruch. Staubig, zufrieden und mit dem letzten Tropfen Benzin im Tank kehrten wir am Abend zurück.

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An unserem letzten Tag entdeckten wir dann sogar noch ein Restaurant, in dem die Bedienung freundlich zu uns war und unser Essen so aus der Küche kam, so dass wir zusammen essen konnten. An allen anderen Tagen nahmen wir unsere Mahlzeiten unfreiwillig getrennt voneinander ein, wenn es denn überhaupt kam. Man konnte froh sein, wenn einem die Speisekarte nicht von hinten an den Kopf geworfen wurde. Aus einer Vorspeise wurde auch schon mal ein Dessert oder Teile der Bestellung vielen ganz weg. Am anstrengendsten war aber der ständige Kampf, überhaupt als Gast wahrgenommen zu werden. Rache ist süß und auch mal deftig.

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Weiter ging es dann mit dem Bus in die Hauptstadt Vientiane. Hier verbrachten wir die letzten fünf Tage unserer Südostasien-Reise. Diese lassen sich sehr schnell zusammen fassen: Es war so heiß, daß wir ab Mittag begannen uns in unserem klimatisierten Hotelzimmer zu betrinken und auf dem riesigen Flatscreen alle Spielfilme zu gucken, die der amerikanischen Sender HBO zu bieten hatte. Ende.

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Okay, an ein, zwei Abenden waren wir schon unterwegs.