(Titel in Anlehnung an das hier)
In den letzten vier Monaten sind wir acht mal in ein Flugzeug gestiegen. Vor Ort angekommen wartete meist schon ein Mietauto auf uns – Gepäck rein, Klappe zu und los. Ja, das war schon recht bequem. In Südostasien soll sich das ändern und das ist auch gut so: für drei Monate und fünf Länder tauschen wir den Flieger und das Mietauto gegen Züge und Busse, Boote und Motrorroller, Taxis und Tuk Tuks.

Morgens ging es vom Bahnhof in Hong Kong-Kowloon mit dem Zug zunächst nach Guangzhou (China) und weiter mit dem Taxi zum dortigen Hauptbahnhof. Hier war erstmal Schluss, auch ohne Chinesischkenntnisse verstanden wir schnell: rein kommt nur der, der auch gleich weiterfährt, gewartet wird draussen. Und so machten wir es einfach wie die anderen. Wir setzen uns auf unser Gepäck und warteten unter freiem Himmel. Wobei wir später feststellten, dass die meisten Locals vorher noch eine Zeitung unter ihrem Koffer ausgebreitet hatten. Es sei hierzu nur soviel gesagt: die „nicht auf den Boden rotzen“ Schilder in den Aufzügen Hong Kongs ergaben plötzlich Sinn und manchmal war es besser, sein Bein schnell ranzuziehen, wenn das verdächtige Geräusch ertönte. Ansonsten: Unter den bestimmt tausend Menschen waren wir die einzigen Ausländer weit und breit. Das neugierige Betrachten beruhte also auf Gegenseitigkeit.

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Weiter ging es mit dem Nachtzug im charmanten Vierbettabteil (soft-sleeper, also Liegeabteil), das wir uns mit einer netten jungen chinesischen Familie teilten. Zwischen güldenen Vorhängen und stets umweht von einer Brise kalten Zigarettenrauch aßen wir unsere mitgebrachten Instant-Nudelgerichte und ließen die Landschaften an uns vorbei ziehen. Die Nacht war dann eher kurz bzw. lang, denn der mitreisende kleine Bube war nach zwei Stunden Schlaf plötzlich wieder putzmunter, was den Eltern sehr unangenehm war, auch wenn wir beteuerten, dass uns das nichts ausmacht. War auch so und ein bisschen Schlaf gabs dann doch irgendwie – für uns jedenfalls. Ach so, musikalisch war es auch: die klanglich unglaublich guten Lautsprecher (Bose hinter grauer Pappe?) gaben immer mal wieder romantische Lieder zum besten. Allerliebst.

Im nüchternen Nanning angekommen lagen eigentlich 11 Stunden Aufenthalt vor uns – hätten wir beim Frühstück am Bahnhof nicht ein nettes Pärchen aus Argentinien kennengelernt, das einen weitaus besseren Plan hatte. Statt noch länger auf die Öffnung des „english spoken“ – Fahrkartenschalters zu warten, machten wir uns im Morgengrauen kurzerhand mit unseren neuen Bekannten zur Busstation auf, wo wir zunächst von einer freundlichen Frau hinter einem Tresen zusammengeschrien wurden – okay, war glücklicherweise nicht unser Schalter.

Zwei Stunden später ging es auch schon mit dem Bus nach Hanoi. Hier empfingen uns Armeen von Rollerfahrern, wodurch die Straßen zunächst unüberquerbar erschienen. Man muss dazu wissen, dass sich besagte Rollerfahrer hierduch auszeichnen:
1. sie fahren auf einer beliebigen Straßenseite, kreuz und quer
2. sie halten nur manchmal und vereinzelt an für Touristen nicht auszumachenden Ampeln
3. sie parken die Bürgersteige zu
4. sie hupen ständig um sich bemerkbar zu machen

Das verrückte: es funktioniert, auch für Fußgänger. Denn die 5. Weisheit lautet: Rollerfahrer sind rücksichtsvoll. Die wichtigste Regel beim Überqueren der Straße lautet daher: nicht rennen. Auch wenn sie auf einen zukommen, einfach langsam weitergehen, sie fahren um einen herum.

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Hanoi gefiel uns großartig und so blieben wir ganze fünf Tage. Wir besuchten eine entzückende Aufführung der Wasserpuppenspieler im Staatstheater, sahen uns den Literaturtempel an, tranken Abends das täglich frisch gebraute Bia Hoi und tagsüber den leckeren vietnamesischen Tropfkaffee und aßen natürlich das leckere Streetfood in den schönen engen Gassen.

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Unsere Reise ging weiter Richtung Halong Stadt, die wir aber links liegen ließen um weiter nach Cat Ba zu fahren – eine Stadt auf der gleichnamigen Insel in der Halong Bucht, die noch nicht ganz so touristisch erschlossen ist  – was bedeutet: weniger Schiffe in der Bucht.

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Wir machten eine prima Cruising- und Kajaktour entlang der bekannten Kalkfelsen und lernten an Deck Martin und Janis kennen (falls ihr das hier lest – Grüße), mit denen wir am nächsten Tag eine Rollertour über die Insel unternahmen – inklusive Besuch der Krankenhaushöhlen und der spannenden Frage: Küstenstraße heute wegen Bauarbeiten open or not open? Am Ende kamen wir staubig, durchgeschüttelt, etwas fröstlig, glücklich und mit halb vollem Tank wieder in Cat Ba an. Auch Rolleranmietung will gelernt sein, denn merke: Kommt der Rollervermieter mit zur Tanke, reichts später noch für die Tante (und den Rest der Familie).